Wenn es im Frühling wieder wärmer wird und die Temperaturen durchaus schon sommerliche Dimensionen annehmen, steigt leider auch die Gefahr für Madenbefall bei unseren Kaninchen. Je wärmer es im Verlaufe des Frühlings und Sommers wird, umso aktiver werden auch die Fliegen. Gefährlich sind allerdings nur bestimmte Arten von Fleisch- und Schmeißfliegen. Diese sind häufig besonders groß, und einige Arten schillern grün/bläulich im Sonnenlicht.
Theoretisch können alle Kaninchen betroffen sein – sowohl in Innen- als auch in Außenhaltung. Grundsätzlich sind aber Kaninchen, die draußen leben, geschwächt sind und sich wenig bewegen, vermehrt gefährdet. Am anziehendsten für Fliegen wirkt das Tier, wenn es einen zum Beispiel durch Durchfall oder Matschkot verschmierten Anogenitalbereich – den Bereich von Geschlechtsteilen und Darmausgang – hat. Auch frische oder nässende Wunden werden gerne zur Eiablage genutzt.
Die beste Vorbeugung von Fliegenmadenbefall ist demnach die Gesunderhaltung der Kaninchen. Diese stützt sich vor allem auf die Grundpfeiler Ernährung und Bewegung. Ein darmgesundes Kaninchen ist unempfindlicher gegenüber Verdauungsstörungen, wie z.B. Durchfall. Durch Bewegung wird zudem die Magen-Darm-Tätigkeit aufrecht erhalten. Die Kaninchen bleiben fit und beweglich und bieten so wenig Angriffsfläche für Fliegen, die ihre Eier auf ihnen ablegen wollen. Viel Platz und eine gesunde, ausgewogene Wiesenernährung bieten beste Voraussetzungen für gesunde Kaninchen.
Zusätzlich schützen kann man die Tiere zum Beispiel durch das Anbringen von Fliegengittern an den Fenstern oder auch an den Gehegegittern eines Außengeheges. Dabei sollte aber beachtet werden, dass die Durchlüftung des Geheges weiterhin gewährleistet ist. Das A und O ist natürlich auch Sauberkeit und Hygiene im Toilettenbereich. Dieser sollte im Sommer spätestens alle zwei Tage – besser jeden Tag – gründlich gereinigt werden. Die tägliche Kontrolle ist aber unverzichtbar.
Gefährdete Kaninchen sollten zumindest täglich einer „Unterbodenkontrolle“ unterzogen werden – also der Anogenitalbereich auf etwaige Verschmutzungen durch Kot oder Entzündungen hin untersucht werden. Fallen einem bei der Kontrolle sehr kleine, weiß-gelbliche, reiskornartige Gebilde am Kaninchen auf, sind dies Fliegeneier. Oft werden sie in „Paketen“, also zu mehreren, abgelegt. Entdeckt man Fliegeneier auf dem Kaninchen, sollte man diese umgehend entfernen und das Kaninchen danach engmaschig kontrollieren, um sicherzugehen, dass man alle erwischt hat. Maden entwickeln sich aus Eiern, je nach Fliegenart, nämlich schon innerhalb weniger Stunden.
Leidet ein Kaninchen z.B. aufgrund einer chronischen Erkrankung dauerhaft an Durchfall oder nässt es sich mit Urin ein, sollte es besser in Innenhaltung leben, um geschützter zu sein.
Ist es doch passiert und es wird ein Fliegenmadenbefall beim Kaninchen festgestellt, gilt es, nicht zu zögern, sondern umgehend einen Tierarzt oder den tierärztlichen Notdienst aufzusuchen. Die Behandlung eines Fliegenmadenbefalls kann nicht warten und ist immer als Notfall zu bewerten!
Der Tierarzt wird die Behandlung insofern einleiten, als dass zunächst alle Maden, an die man irgendwie herankommt, abgesammelt werden. Dies muss sehr gründlich geschehen, damit möglichst keine Maden im Tier zurückbleiben. Zusätzlich wird der Tierarzt ein Antibiotikum sowie ein Antiparasitikum verabreichen, um sowohl die Maden aus dem Kaninchenkörper auszutreiben als auch die Entzündung und Infektion im von den Maden geschädigten Gewebe im Griff zu halten. Die Maden, die im Nachgang noch an die Hautoberfläche kommen, müssen wiederum umgehend abgesammelt werden, damit sie nicht erneut in tiefere Gewebeschichten wandern.
Nach der Entfernung der Maden müssen die betreffenden Hautpartien geschoren und desinfiziert werden. Das erkrankte Tier sollte nicht in ein Außengehege zurückgesetzt werden, sondern fliegensicher in der Wohnung untergebracht werden.
Da sich die Fliegenmaden vom lebenden (und auch toten) Gewebe ernähren, können sie große Schäden anrichten. Je früher man einen Madenbefall also feststellt, desto größer sind die Chancen, dass sich das Kaninchen wieder vollständig davon erholt. Der Fliegenmadenbefall ist eine ernsthaft lebensbedrohliche Erkrankung und sollte keinesfalls auf die leichte Schulter genommen werden. Dennoch sollte man sich darüber bewusst sein, dass gesunde Kaninchen, die fit und beweglich sind, kaum gefährdet sind, sofern entsprechende Hygiene im Gehege gewährleistet ist. Eine regelmäßige Kontrolle sollte in den Sommermonaten aber sicherheitshalber erfolgen.
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