Kaninchen sind lebendige Tiere mit einem eigenen Charakter, Bedürfnissen und Wünschen. Sie sind kein Spielzeug und möchten auch nicht so behandelt werden. Kaninchen mögen meist nicht gestreichelt, auf den Arm genommen oder gekuschelt werden.
Kaninchen wünschen sich mindestens ein anderes Kaninchen, mit dem sie das Gehege teilen, gemeinsam fressen, sich unterhalten und kuscheln können. Meerschweinchen sprechen übrigens eine andere Sprache und können einen Kaninchenfreund deshalb nicht ersetzen.
Zum Toben, Rennen und Haken schlagen – egal ob in der Wohnung oder draußen empfehlen wir mindestens 3 m² pro Tier und täglichen Auslauf. In einem handelsüblichen Käfig werden die Tiere traurig, fangen sich zu langweilen an und können dadurch z. B. bissig werden. Das Gehege soll sicher vor großen Tieren wie Hunden oder Katzen sein. Deshalb muss gerade ein Außengehege von allen Seiten (auch von oben und unten) mit kaninchengeeignetem Volierendraht gesichert werden.
Kaninchen wünschen sich einen Abenteuerspielplatz im Gehege oder der Wohnung
Tunnel zum Spielen, Kuschelplätze zum Ausruhen, Äste zum Knabbern, Sandkisten zum Buddeln und Burgen zum Erkunden wünschen sich die Langohren in ihrem Zuhause – egal ob im Außen- oder Innengehege oder bei der freien Wohnungshaltung. Die wilden Verwandten der Kaninchen leben in Höhlen und Tunneln. Deshalb verstecken sich die Hauskaninchen besonders gern in großen Häusern und Unterschlüpfen.
Sie können nicht selbst auf Futtersuche gehen und auch nicht putzen. Deshalb wünschen sich die Langohren, dass das ihr Besitzer für sie übernimmt und zwar jeden Tag, ihr ganzes Leben lang – das kann 10 Jahre und mehr betragen!
Viele Gräser, Kräuter und Blumen von der Wiese, Blätter und Äste von Bäumen – das fressen Kaninchen und ihre wilden Verwandten in der Natur am liebsten. Das alles sollte, wenn möglich, täglich frisch gepflückt und gesammelt werden. Aber auch Kräuter aus dem Laden und blättriges Gemüse (zum Beispiel Salat oder Blätter und Möhrengrün) fressen Kaninchen gerne. Frisches Heu und Wasser muss den Tieren jederzeit zur Verfügung stehen. Das bunte Trockenfutter wie z. B. Drops, macht Kaninchen nur dick und oft sogar krank.
Kaninchen sind Weltmeister im Verstecken von Krankheiten. Deshalb müssen sie immer gut beobachtet und bei Auffälligkeiten einem kaninchenerfahrenen Tierarzt vorgestellt werden. Bei Erkrankungen kann eine regelmäßige Medikamentengabe von 1x täglich bis hin zu 2-3x stündlich notwendig werden, verbunden mit regelmäßigen Tierarztbesuchen.
Einmal im Jahr müssen Kaninchen vom Tierarzt untersucht und gegen Myxomatose sowie RHD und RHDV-2 geimpft werden, egal ob sie drinnen oder draußen leben. Beide Krankheiten können bei einer Ansteckung tödlich enden und sind oft nicht zu behandeln.
Auch wenn der Besitzer mal eine Auszeit braucht, wollen Kaninchen umsorgt werden. Daher muss man immer rechtzeitig klären, wer sich um die Tiere kümmert, wenn man selber in den Urlaub fährt.
Die tierärztliche Vereinigung für Tierschutz e.V. hat aktuelle wissenschaftliche Erkenntnisse über die Bedürfnisse der Tiere gesichtet und in einem neuen Merkblatt zusammengefasst. Auch die Haltungsempfehlungen zur Quadratmeterzahl finden wir sehr erfreulich und wegweisend auch für uns als Kaninchenschutz e.V.
Neue Veröffentlichung der Tierätztlichen Vereinigung für Tierschutz e.V.: Kaninchen nur in großzügigen Gehegen halten
Bramsche, 26.09.2019 – Die Haltung von Kaninchen in Käfigen wurde über lange Zeit als Normalzustand akzeptiert. Jetzt hat die Tierärztliche Vereinigung für Tierschutz (TVT) aktuelle wissenschaftliche Erkenntnisse über die Bedürfnisse der Tiere gesichtet und in einem neuen Merkblatt zusammengefasst. Demnach ist die Käfig-, ebenso wie die Einzeltierhaltung, nicht tierschutzgerecht. Zwei Kaninchen von bis zu 3 kg Gewicht muss demnach dauerhaft eine Grundfläche von mindestens 6 m² zur Verfügung stehen.
„Insbesondere das Bewegungsbedürfnis, aber auch die Aktivitätsphasen der Tiere wurden lange Jahre unterschätzt. Einige kompetente Kaninchen-Halter bieten ihren Tieren schon große, vielfältige und tiergerechte Haltungssysteme. Alle anderen sollten diese neuen Vorgaben als Richtschnur für eine Anpassung der Haltung verwenden. Auch vor der Neuanschaffung von Kaninchen muss dieser Platzbedarf entsprechend bedacht werden“, so Daniela Rickert, Leiterin des Arbeitskreises Heimtierhaltung & Zoofachhandel der TVT.
Die Gesamtfläche eines Haltungssystems für Kaninchen kann laut TVT auf mehrere Ebenen aufgeteilt werden. Allerdings sollten die Tiere drei aufeinanderfolgende Hoppelschritte machen können. Dafür benötigen sie eine Länge von etwa 2,4 Metern, so dass das Gehege an einer Seite mindestens diese Länge haben muss. Dabei sollte die Höhe der „Etagen“ so sein, dass die Tiere Männchen machen können, ohne mit den Ohren nach oben anzustoßen. Eine ausreichende Anzahl an Rückzugs-möglichkeiten, Schlafhöhlen und Strukturelementen wie Baumwurzeln, Äste und Röhren muss ebenso wie erhöhte Liegeflächen vorhanden sein. Außerdem sollten die Kaninchen die Möglichkeit haben, Mulden zu scharren.
Eine ganzjährige Außenhaltung in einem entsprechend strukturierten Gehege entspricht am ehesten den natürlichen Bedürfnissen der Kaninchen. Die Tiere müssen allerdings durch einen ausreichend großen witterungsgeschützten Bereich vor Niederschlag und starker Sonneneinstrahlung geschützt werden. Die Hälfte der Fläche mit ausreichend Rückzugsmöglichkeiten soll ständig im Schatten liegen; bei Tieren mit roten Augen die gesamte Fläche. Tierhalter sollten das Gehege nach allen Richtungen sichern, so dass die Tiere sich nicht durchgraben und vor Füchsen, Greifvögeln und Katzen geschützt sind.
Das neue Merkblatt der TVT widmet sich darüber hinaus auch den wichtigsten Aspekten von Ernährung, Pflege, Verhalten, Vergesellschaftung und medizinischer Versorgung von Kaninchen, kompakt und übersichtlich auf drei Seiten. Außerdem werden bestimmte extreme Zuchtformen angesprochen, die die TVT als tierschutzrelevant oder Qualzucht ansieht, wie z.B. Rex- oder Angorakaninchen.
Die TVT ist ein Zusammenschluss aus deutschlandweit mehr als 1.300 Tierärzten, die sich ehrenamtlich für den Schutz und die Sicherung der Gesundheit und des Wohlbefindens von Tieren einsetzen. Sie erarbeiten Merkblätter, Stellungnahmen, Gutachten und Leitlinien zu aktuellen Tierschutzthemen und arbeiten in verschiedenen Kommissionen und Beiräten mit. Die TVT kümmert sich um die aktuell drängenden Probleme zum Beispiel in der Zucht (Defekt- und Extremzüchtungen), Haltung und Betreuung von Heim- und Nutztieren, bei Tiertransporten und Schlachtung sowie bei Tierversuchen, bei Tieren im Sport, in Zoos und Zirkussen oder im sozialen Einsatz.
Quelle: www.tierschutz-tvt.de
Pressestelle der Tierärztlichen Vereinigung für Tierschutz e.V.
www.tierschutz-tvt.de
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