Herzerkrankungen beim Kaninchen

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Herzerkrankung und Syptome

Kaninchen mit Herzerkrankung

Kaninchen leiden – wie auch andere Haustiere – immer häufiger an verschiedenen Erkrankungsbildern des Herzens. Je nach Art und Ausprägung der Herzerkrankung können diese oft gut behandelt werden. Wichtig ist, dass immer eine umfassende Untersuchung durch den Tierarzt erfolgt und die Tiere die passenden Medikamente erhalten, die dann meist bis zu ihrem Lebensende verabreicht werden müssen.

Leider werden Erkrankungen des Herzens beim Kaninchen sehr oft spät oder zu spät entdeckt. Nicht nur die Symptome sind vielfach unspezifisch und nicht genau zuzuordnen – Kaninchen sind auch Meister im Verstecken von Krankheiten und im Kompensieren von körperlichen Einschränkungen. Nur durch einen aufmerksamen und genau beobachtenden Besitzer, der seine Tiere gut kennt, fallen zum Beispiel eine verminderte Bewegungslust oder ein etwas schneller „außer Puste kommendes“ Kaninchen auf.

Symptome für eine Schädigung des Herzens oder eine Einschränkung der Herztätigkeit können sein:

  • Appetitlosigkeit
  • Gewichtsverlust und Abmagerung (Kachexie)
  • Atemnot, Hecheln, vereinzelt Husten, z.B. durch Lungenödeme bei Linksherzinsuffizienz
  • geringere Bewegungslust oder ein schnell erschöpftes Kaninchen
  • Koordinationsstörungen, z.B. unsicherer oder schwankender Gang
  • Kreislaufschwierigkeiten
    beschleunigte Atmung (Tachypnoe)
  • hervortretende Augäpfel (Exophthalmus) oder vorfallende Nickhaut bzw. Nickhautdrüse

Die Symptome müssen nicht zwingend auftreten. Sehr oft ist die Diagnose einer Herzerkrankung ein Zufallsbefund. Es können nur einzelne Symptome vorkommen oder auch Symptomkombinationen.

Kaninchen leiden offenbar besonders häufig an einer Erweiterung des Herzens (dilatativer Kardiomyopathie) oder einem sogenannten „Lungenherz“ (Cor pulmonale)*. Aber auch alle anderen typischen Herzerkrankungen können beim Kaninchen auftreten. Eine Beschreibung der einzelnen Krankheitsbilder finden Sie weiter unten auf dieser Seite.

Tendenziell häufiger von Erkrankungen des Herzens betroffen sind ältere Tiere über 5 Jahre sowie besonders große und besonders kleine Rassen.

* Quellenangaben: B.Schuhmann, K.Helmich, 2014

Foto: Patenkaninchen „Charly“ leidet unter einem vergrößerten Vorhof des Herzens und auffälligen Herzgeräuschen

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Diagnostik von Herzerkrankungen beim Kaninchen

Was ist nun zu tun, wenn Sie den Verdacht haben, dass das Herz des eigenen Kaninchens nicht ganz gesund sein könnte?

Zunächst sollten Sie einen Tierarzttermin vereinbaren und der Praxis am Telefon schon einmal den Grund des Terminwunsches mitteilen. So kann zum vereinbarten Termin zum Beispiel schon eine Röntgen- und/oder Ultraschalldiagnostik eingeplant werden.

Der Tierarzt wird zuerst eine eingehende Allgemeinuntersuchung durchführen. Diese beinhaltet sowohl die Beurteilung des Allgemeinzustandes des Kaninchens mit Atmung, Verhalten, Fell- und Ernährungszustand, als auch das Abtasten (Palpation) der einzelnen Organe. Anschließend hört der Tierarzt speziell das Herz und die Lunge des Kaninchens mithilfe eines Stethoskops ab (Auskultation). Da Kaninchen einen sehr schnellen Herzschlag aufweisen, kann der Tierarzt die einzelnen Herzklappen mit dem Stethoskop nur schwer abhören. Es ist ihm allerdings meist möglich, krankhafte Herzgeräusche oder stark gedämpfte Herztöne zu hören – wie sie zum Beispiel bei einer Flüssigkeitsansammlung im Brustkorb (Thoraxerguss) auftreten können. Eine abschließende Diagnose kann nur durch das Abhören allerdings noch nicht gestellt werden – ganz wichtig sind dann die weiterführenden Untersuchungen.

Der zweite Schritt zur Diagnose einer Herzerkrankung sollte in der Anfertigung eines Röntgenbildes bestehen. Mithilfe eines Röntgenbildes ist es dem Tierarzt möglich, zum Beispiel eine Vergrößerung des Herzens (Kardiomegalie), eine Stauung der großen Blutgefäße (Venae cavae), Flüssigkeitsansammlungen im Brustkorb (Thoraxerguss) oder einen leider beim Kaninchen sehr häufig auftretenden Tumor der Thymusdrüse (Thymom) festzustellen. Das Thymom ist zwar keine primäre Erkrankung des Herzens, kann die Herztätigkeit bei einer gewissen Größe und durch seine Lage nahe dem Herz allerdings beeinträchtigen und sollte daher als Differenzialdiagnose mit berücksichtigt werden.

In bestimmten Fällen empfiehlt es sich, auf eine Röntgenuntersuchung zu verzichten, da die für das Röntgen notwendige Fixierung des Tieres in Seitenlage in der Regel großen Stress für das Kaninchen bedeutet. Ist das Kaninchen stark gestresst und das Herz ohnehin nicht gesund, könnte es beim Röntgen zum Kreislaufkollaps kommen.

Im dritten Schritt sollte unbedingt auch eine Ultraschalluntersuchung des Herzens (Echokardiographie) erfolgen. Die Ultraschalluntersuchung verursacht dem Kaninchen meist weniger Stress als das Röntgen, da sie gewöhnlich in sitzender Haltung durchgeführt werden kann. Mithilfe der Ultraschalluntersuchung können die einzelnen Herzklappen sowie der Blutfluss durch das Herz beurteilt werden, so dass der Tierarzt die entsprechende Diagnose stellen kann. Der Herzultraschall beim Kaninchen muss aufgrund der kleinen Organe beim Kaninchen mit hochauflösenden, leistungsstarken Schallköpfen erfolgen. Diese Ausstattung besitzt nicht jeder Tierarzt. Suchen Sie daher nach Rücksprache mit Ihrem Tierarzt für gezielte weiterführende Untersuchungen einen kardiologisch spezialisierten Tiermediziner auf.

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Behandlung von Herzerkrankungen

Ist eine gesicherte Diagnose erstellt, gibt es verschiedene Möglichkeiten der Behandlung. Natürlich ist die Therapie je nach vorliegender Erkrankung unterschiedlich und wird immer zwingend durch den Tierarzt bestimmt.

Ein Tier, das ein Lungenödem entwickelt hat oder unter einer Flüssigkeitsansammlung im Brustraum (Thoraxaerguss) leidet, erhält entwässernde Medikamente – sogenannte Diuretika. ACE-Hemmer kommen zum Einsatz, wenn der Blutdruck gesenkt werden muss, um das Herz zum Beispiel bei geschädigten Herzklappen (Insuffizienzen der Klappen zwischen Herzkammer und Vorhof, der Atrioventrikularklappen) zu entlasten. Auch so genannte Calciumantagonisten bzw. Calciumkanalblocker senken den Blutdruck, indem sie die Gefäße erweitern und zudem die Herzfrequenz senken. Durch die Erweiterung der Herzkranzgefäße (Koronargefäße) wird dem Herzen zudem mehr Blut zugeführt und das Herz daher besser mit Sauerstoff versorgt. Calcium-Sensitizer ermöglichen dagegen eine Gefäßerweiterung sowie eine erhöhte Kontraktionsfähigkeit der Herzmuskelfasern. Diese Mittel sind derzeit meist die erste Wahl bei der Behandlung einer Leistungsschwäche der Herzens durch dessen Vergrößerung (dilatativen Kardiomyopathien) sowie Erkrankungen der Herzklappen (Herzklappeninsuffizienzen). Beim Kaninchen werden zur Behandlung einer Herzleistungsschwäche bei einem vergrößerten Herz bisher vor allem Digitalispräparate eingesetzt: sogenannte Herzglykoside, die unter anderem aus dem natürlich vorkommenden Wirkstoff des Fingerhuts gewonnen werden.

Je nach Schwere der diagnostizierten Herzerkrankung können Kaninchen dennoch oft ein langes und fast einschränkungsfreies Leben führen. Allerdings müssen sie die mit der Diagnose verordneten Medikamente zumeist ihr restliches Leben lang bekommen.

Wichtig ist bei jeder Art einer Herzerkrankung, dass Stress für das erkrankte Kaninchen vermieden wird. Auch große Hitze macht herzkranken Tieren zu schaffen, so dass vor allem im Sommer möglichst für ein angenehm klimatisiertes Umfeld gesorgt werden sollte. Ein wichtiger Aspekt ist auch, die Medikamenteneingabe für das kranke Kaninchen so stressfrei wie möglich zu gestalten. Am Besten wird das Medikament über ein Leckerlie verabreicht, so dass das Tier es freiwillig zu sich nimmt. Auch eine entspannte Haltungsumgebung mit einem harmonischen Zusammenleben in einer Gruppe oder mit einem passenden Partnertier trägt zu einem stabilbleibenden Zustand des Herzpatienten bei.

Auch auf naturheilkundlichem Wege können herzkranke Kaninchen sehr gut unterstützt werden. Sowohl die Phytotherapie als auch die Homöopathie halten verschiedene Mittel bereit, die einem kranken Kaninchen das Leben mit der Herzerkrankung erleichtern können. Die passenden Mittel sollten immer in Abstimmung mit dem Tierarzt unter Berücksichtigung der schulmedizinischen Medikation ausgewählt werden.

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Das Krankheitsbild

Ergänzend möchten wir Ihnen einige Erkrankungen des Herzens vorstellen:

  • Dilatative Kardiomyopathie:
    Bei dieser Erkrankung erweitern sich die Herzkammern, da das Herz eine verminderte Leistung aufweist und sich die Herzkammern während der Auswurfphase des Herzens (der Systole) somit nur unzureichend entleeren. Es kommt dadurch zu Stauungserscheinungen, das Herz vergrößert sich und die Leistungsfähigkeit nimmt immer weiter ab. In der Folge kommt es zu einem Unvermögen des Herzens, seine normale Leistungsfähigkeit aufrechtzuerhalten (Insuffizienzen).
  • Hypertrophe Kardiomyopathie:
    Diese Form der Herzleistungsschwäche unterscheidet sich von der dilatativen Kardiomyopathie vor allem dadurch, dass hier das Volumen der Herzkammern durch die Herzvergrößerung (Hypertrophie) stark eingeschränkt und deren Elastizität damit vermindert wird.
  • Herzklappenerkrankungen:
    Bei einer Klappenerkrankung können alle vier Herzklappen betroffen sein: Mitral-, Trikuspidal-, Aorten- und Pulmonalklappe. Bei einer Klappeninsuffizienz schließt eine Klappe nicht mehr richtig. Liegt dagegen eine Verengung vor, spricht man von einer Stenose (z.B. Aortenklappenstenose).
  • Herzinsuffizienzen:
    Als Herzinsuffizienz bezeichnet man ganz allgemein das Unvermögen des Herzens, den Körper ausreichend mit Blut zu versorgen. Insuffizienzen sind somit weniger als isoliertes Krankheitsbild zu betrachten, sondern vielmehr die Folge von Primärerkrankungen des Herzens bzw. einer Dekompensation: der Körper kann die Einschränkungen, die durch eine Primärerkrankung bestehen, nicht mehr kompensieren. Man unterscheidet Links- und Rechtsherzinsuffizienzen. Die Linksherzinsuffizienz entwickelt sich häufig aus Herzklappenfehlern. Das Blut staut sich hierbei vor dem linken Herzen bis in die Lunge, was Atemnot beim betroffenen Tier verursachen kann. Die Rechtsherzinsuffizienz wiederum ist meist die Folge einer zuvor bestehenden Linksherzinsuffizienz. Hierbei staut sich das Blut zurück in den Körperkreislauf und die Hohlvenen und kann beispielsweise eine Stauungsleber nach sich ziehen.
  • Cor pulmonale:
    Das Cor pulmonale tritt ebenfalls sehr selten als akute Erkrankung, sondern vielmehr als chronischer Zustand infolge einer Herz- oder Lungenerkrankung auf. Cor pulmonale bedeutet „Lungenherz“ und fasst alle krankhaften Erweiterungen des rechten Herzens zusammen. Sie entstehen in Folge eines stetig erhöhten Widerstands im Lungenkreislauf. Beim Kaninchen kann sich dies zum Beispiel infolge von schweren Schnupfen- oder Asthmaerkrankungen mit Lungenschädigung entwickeln.